Warum befindet sich das Gemälde der Gottesmutter

Die Anfänge des Kultes der leidenden Gottesmutter von Chełmno in der Stadt wurden noch nicht vollständig erforscht. Man sollte den Kult auf die Legende von einer wunderbaren kleinen Wasserquelle in der Nähe von „Studzienka“ („Kleiner Brunnen“) zurückführen.

Nach dieser Sage lebte in der Vorstadt Rybaki eine arme und gutmütige Familie, die Stołowski hieß. In ihrer schlichten Hütte beteten sie oft zur Mutter Gottes, deren Bild auf einem großen Brett gemalt war. Sie wollten durch ihre Gebete die Gnade der Heilung für den blinden Sohn erbeten. Der kleine Junge half oft seinen Eltern, indem er ihre Ziege auf den Hügeln von Kamionka weidete. Einer Nacht hatte er einen prophetischen Traum, in dem die Mutter Gottes erschien und verkündete, dass er in kurzer Zeit sein Sehvermögen wieder erlangen werde. Am nächsten Tag führen ihn seine Ziege zum Graudenzer Tor. Dort spürte er mit den Händen einen kleinen Bach. Dann erinnerte er sich an die prophetischen Worte: „Mit dem Bachwasser wirst du deine Augen auswaschen und dann wirst du erblicken“. Und so geschah es. Die Nachricht über dieses Ereignis verbreitete sich schnell in der ganzen Gegend. Zahlreiche Menschenscharen kamen in festlichen Prozessionen, um den Ort des Wunders zu sehen. Am Ort des Baches, in der Nähe des Graudenzer Tores, stellte man zuerst das wundervolle Bild aus Stołowskis’ Hütte und mit der Zeit errichtete man eine kleine Kapelle, die sog. „Studzienka“ („Kleiner Brunnen“). So viel besagt die Legende.

Es ist nicht bekannt, wann genau das ursprüngliche Bild der leidenden Gottesmutter von Chełmno entstand. Man vermutet, dass es um die Wende des 13. zum 14. Jh. geschaffen wurde. Das in das Graudenzer Tor verlegte Bild wurde zu Kultstätte und Wallfahrtsziel. Um die Sicherheit des Bildes zu gewährleisten, verlegte es der Culmer Pfarrer Jan Schmuck im Jahre 1649 in die Pfarrkirche. Laut der volkstümlichen, nicht eindeutig bestätigten Überlieferung wurde es während des polnisch- schwedischen Krieges („Schwedische Sintflut“) vernichtet. Dann stiftete Jan Schmack ein neues Bild, das nach dem Vorbild des ursprünglichen gemalt wurde.